Workshop für Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner
Es war eine gelungene Kooperationsveranstaltung - die durch die Unterstützung der NaturFreunde Bonn und ihren Garten möglich wurde. Zu Beginn stellte Bettina Bödefeld, die Projektmanagerin von ProInsekt und Initiatorin der Veranstaltung, das Projekt ProInsekt sowie Referentin Ulrike Aufderheide kurz vor.
Ulrike Aufderheide führte in zwei Vorträgen à 90 Minuten ins Thema Naturgarten ein. Zunächst ging es am Vormittag um die "natürliche Landschaft" in unseren Breitengraden - eine halboffene Landschaft, wie sie vor vielen Millionen Jahren bereits vorhanden war - z.B. im Perm. Sie stellte heraus, wie wichtig eine halboffene Landschaft (Wiesen, Säume, Hecken und Sträucher kombiniert mit Waldgebieten) für die Artenvielfalt und dazu für die Klimakrise ist - diese Landschaften haben die höchste Biodiversität und speichern am meisten CO2.
Pflanzen und Tiere - das Schlüssel-Schloss-Prinzip
Ein Naturgarten versucht durch Elemente diese halboffenen Landschaftselemente in die privaten und öffentlichen Gärten zu holen - mit natürlichen bzw. standortangepassten Pflanzengemeinschaften, die sich seit vielen Jahrtausenden an die Standortbedingungen (Boden, Feuchtigkeit, Sonneinstrahlung usw.) angepasst haben. Diese Elemente bzw. Pflanzengemeinschaften werden versucht zu reaktivieren oder gezielt zu pflanzen - da sie auch weniger Pflege benötigen und auch die natürlichen Tiergemeinschaften mit sich bringen. Dahinter steckt das wichtige Prinzip der Abhängigkeit von Pflanzen und Tieren: Das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Es ist wichtig, um einen naturnahen Garten anzulegen: Nur bestimmte Pflanzen können von bestimmten Bestäubern bestäubt werden und einige Bestäuber können auch nur Nahrung (Nektar/Pollen) von bestimmten oder einzelnen Pflanzengemeinschaften erhalten. Im Gegensatz zur Honigbiene sind viele Wildbienenarten (über 560 in Deutschland) auf wenige oder gar nur einzelne Pflanzen angewiesen. Ulrike Aufderheide ging auf bestimmte Grundregeln des Naturgartens ein: Keine Chemie und kein "Aufräumen" im Garten, z.B. abgestorbene Stauden stehen lassen, gefallenes Laub nur teilweise entfernen usw..
Weiterhin erklärte Ulrike Aufderheide die "natürliche Pflege" im Naturgarten - die nur Pflanzenfresser imitieren soll - z.B. den Waldelefanten, der vor vielen Millionen Jahren auch hier in Deutschland die halboffenen Landschaften geprägt und gepflegt hat. Die Mahd (das Mähen) sollte nur auf Teilen einer Wiese und möglichst mit schonenden Verfahren geschehen - z.B. mit der Sense. Auch sollte die Mahd einer Wiese nur ein bis zweimal pro Jahr stattfinden.
Im zweiten Vortrag ging es um die verschiedenen möglichen Elemente für einen privaten oder einen öffentlichen "Naturgarten" - u.a. die Schotterwiese (z.B. für Parkflächen) oder die Saumbepflanzung an Hecken. Die verschiedenen Elemente wie Rasen oder Wiesen wurden ausführlich diskutiert.
Praktische Tipps für den Naturgarten
Nach einem Mittagsimbiss ging es zum praktischen Teil der Schulung in den nah gelegenen NaturFreundegarten. Dieser Garten wird erst seit 1 1/2 Jahren durch die Ortsgruppe betreut. Bisher wurde er von Brombeeren befreit und erste Elemente eingebaut - z.B. ein Zelt für Kindergruppentreffen, Dixietoiletten, ein Kanu-Sandkasten, ein Komposthaufen, eine Zelt- und Spielwiese. Die NaturFreunde Bonn wollen diesen Garten jedoch vor allem als naturpädagogischen Ort auch nach Prinzipien des naturnahen Gartens weiter gestalten.
Nach einer Einführung durch Bernhard Bergmann von den NaturFreunden Bonn leitete Ulrike Aufderheide alle Teilnehmenden an wie der Garten um- und neugeplant werden kann - mit verschiedensten naturnahen Elementen und unter Einhaltung diverser Regeln. Wie etwa dem Mindestabstand von 2,5 Metern zu Bäumen für die Anlage eines Weges oder eines Aufenthaltbereichs (bebaut/gepflastert). Geschotterte Wege als geschwungene Elemente, Wasserlauf (durch Regenwasser gespeist), ein Matschbecken, ein "Willkommens/Eingangsbereich", gemütliche Sitzmöglichkeiten sowie Hochbeete (Nutzpflanzen, Kräuter) wurden in den Garten eingeplant.
Nach ausgiebiger Diskussion - vor allem unter Einbeziehung der naturpädagogischen Vorstellungen der NaturFreunde Bonn, die diesen Garten schwerpunktmäßig als Ort für Begegnung und für Kinder/Jugendaktivitäten nutzen möchten, wurde am Ende final ein erster Entwurfsplan erstellt. Auf Grundlage der Diskussion und dieses Planes konnten die Teilnehmenden sehr konkret die Naturgartenplanung nachvollziehen und mitgestalten.
Für die NaturFreunde Bonn steht nun die Um- und Neuplanung bevor - sie freuen sich auf interessierte Menschen, die mitmachen möchten - und natürlich auf finanzielle Unterstützung dafür. Das Projekt ProInsekt möchten sich bei allen Beteiligten herzlichst bedanken - beim Projekt "Tausend Gärten -– Tausend Arten", den Bonner NaturFreunden und Ulrike Aufderheide für den spannenden Workshop.
Neue Schulungen der InitiativeProinsekt für das Jahr 2021 stehen bereits fest, siehe www.proinsekt-nrw.de. Auch eine zweite Ausgabe der Schulung zum Thema Naturgarten wird es voraussichtlich im Sommer 2021 wieder geben - der Termin wird Ende 2020 in unserem Aktionskalender bekanntgegeben.
(Anmerkung: Wir danken ProInsekt für den Gastbeitrag.)