Wiesenschaumkraut & Aurorafalter
Frühling! Im April blüht auf Wiesen und Weiden das Wiesenschaumkraut, vorausgesetzt, die Fläche ist nicht zu intensiv bewirtschaftet und der Boden ist nicht zu trocken. Das sieht dann wirklich so aus, als sei die Wiese von einem rosa-weißen Schaum bedeckt. Über den Pflanzen flattern manchmal noch Aurorafalter (Anthocharis cardamines). Die Männchen dieses zu den Weißlingen gehörenden Schmetterlings sind auffällig weiß-orange gefärbt, die Weibchen können, von oben betrachtet, leicht mit dem Kleinen Kohlweißling verwechselt werden, die gelb-weiß-grün gesprenkelten Hinterflügel der Unterseite sind dann aber ein sicheres Zeichen, dass es sich um den Aurorafalter handelt. Sie legen ihre Eier einzeln an die Blütenstiele der Futterpflanzen, dann finden die Räupchen ihr Futter schnell, denn die Raupen fressen vorzugsweise Knospen, Blüten und Früchte von Kreuzblütlern, insbesondere von Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) und Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata).
Den Nachwuchs möglichst großflächig zu verteilen, ist auch noch aus einem anderen Grund sinnvoll: Die Raupen verpuppen sich an den Stängeln der Wirtspflanzen und schlüpfen erst im April des nächsten Jahres. Sie müssen also eine lange Zeit ungeschützt als Puppe überleben. Wenn die Wiese dann abgemäht oder abgeweidet wird, haben unsere Aurorafalter keine Chance mehr. Wer Aurorafalter nicht nur „säen“ möchte – zum Beispiel, indem ein Blumenkräuterrasen angelegt wird –, sondern auch „ernten“ will, der sollte einige Teilbereich, zum Beispiel unter Bäumen und in der Nähe von Sträuchern von der Mahd ausnehmen und bis ins nächste Jahr stehen lassen. In Staudenbeeten ist es besonders einfach, die verblühten Stängel einfach stehen zu lassen. Das kurzlebige Wiesenschaumkraut taucht dann durch Selbstaussaaat mal hier und mal dort auf, wird aber nie lästig. Seine blassrosa Blüten harmonieren sehr gut mit anderen frühblühenden Arten, vor allem, wenn diese in Blau—oder Rottönen blühen.
Nicht nur die Raupen des Aurorafalters finden auf Wiesenschaumkraut ihre Nahrung, sondern auch drei weitere Weißlings-Arten, nämlich der Grünader-Weißling, der Kleine Kohlweißling und der nur in den Alpen vorkommende Berg-Weißling. Außerdem knabbern hier noch weitere Krabbeltiere: 1 Langhornmottenart, 1 Nematodenart, 1 Blattlausart, 1 Gallmückenart, 4 Blattkäferarten, 6 Rüsselkäferarten, 3 Eulenfalterarten, 1 Gallmilbenart, 1 Glanzkäferart, 2 Baumwanzenarten, 2 Schleiermottenarten und 1 Thripsart. Paul Westrich beobachtete 19 pollensammelnde Wildbienenarten auf den Blüten.
Wiesenschaumkraut ist als Kreuzblütler mit dem Senf verwandt und enthält ähnliche Inhaltsstoffe. In der Wildkräuterküche wird der scharfe Geschmack der jungen Blätter und Blüten in Salaten, Kräuterquark und Frühjahrssuppen geschätzt. Übrigens enthalten die Pflanzen sehr viel Vitamin C. Heilkundige setzen die Pflanze, ähnlich wie den auch zu den Kreuzblütlern gehörenden Senf, zur Anregung der Verdauung, bei Bronchialinfekten und bei rheumatischen Erkrankungen ein.