Wie sieht es aus, wenn Kommunen sich für mehr Artenvielfalt und naturnahe Begrünung einsetzen? Wir stellen vier inspirierende Beispiele vor, die zeigen, was möglich ist, wenn Städte und Bezirke aktiv werden. Die Projekte tragen auf ihre Weise dazu bei, Lebensräume für Insekten, Pflanzen und Tiere zu schaffen. Und sie zeigen: Artenvielfalt braucht nicht immer große Budgets, sondern vor allem den Willen, Verantwortung zu übernehmen.
Vielleicht motivieren die folgenden Beispiele auch weitere Kommunen?
1. Gemeinsam naturnah gestalten: PikoParks für Mensch und Natur
PikoParks sind kleine, attraktiv gestaltete, naturnahe Flächen mitten im Quartier. Sie bieten Raum für Erholung, Naturerlebnis und soziales Miteinander – und leisten zugleich einen Beitrag zu Klimaanpassung und Biodiversität.
Entwickelt wurde das Konzept von unserem Projektpartner, dem Wissenschaftsladen Bonn, der dabei auf Beteiligung setzt: Anwohnende bringen ihre Ideen ein und gestalten Planung und Umsetzung aktiv mit. Seit 2018 sind in Städten wie Bonn, Dortmund, Erfurt, Remscheid, Speyer und Sinzig lebendige Orte entstanden, mitten im Wohnquartier mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten – von Naturerfahrungen über pädagogische Angebote bis hin zu sozialen Aktivitäten.
Kommunen können jetzt über das KfW-Programm (Zuschuss 444) nicht nur die Planung, Umsetzung und Entwicklungspflege eines PikoParks fördern lassen. Auch die begleitende Unterstützung durch den Wissenschaftsladen Bonn – etwa bei der Projektsteuerung sowie der frühzeitigen Einbindung und Beteiligung der Anwohnenden – ist förderfähig.
Ein praktisches Beispiel, wie interaktive Planung ganz konkret zum natürlichen Klimaschutz und zu lebendigen Nachbarschaften beitragen kann.
2. #Insektenvesper: Heilbronn wagt mehr Biodiversität:
Die Stadt Heilbronn setzt sich aktiv für biologische Vielfalt ein und war 2022 eine der ersten Kommunen, die sich unserer bundesweiten Kampagne angeschlossen haben. Unter dem Motto „Insektenvesper“ rief die Stadt dazu auf, Schottergärten in blühende Lebensräume zu verwandeln und mehr Platz für heimische Wildpflanzen zu schaffen.
Mit Informationskampagnen, Plakataktionen und gezielter Öffentlichkeitsarbeit auf Social Media wurde das Thema Biodiversität in die Stadtgesellschaft getragen. Bürger*innen konnten kostenloses Saatgut mit regionaltypischen Wildblumenmischungen erhalten, verteilt über zentrale Anlaufstellen im Stadtgebiet.
Ein Fokus lag auf der Schaffung von Demonstrationsflächen in städtischen Parks. An sechs ausgewählten Orten – unter anderem im Wertwiesenpark und im Botanischen Obstgarten – wurden Wildpflanzen angesät und Infotafeln aufgestellt, die zum Mitmachen motivieren und über naturnahes Gärtnern informieren. Auch Schulen, Kitas und Unternehmen wurden eingeladen, sich aktiv an der „Insektenvesper“ zu beteiligen.
Mit diesem ganzheitlichen Ansatz zeigt Heilbronn, wie kommunales Engagement, bürgerschaftliche Beteiligung und ökologische Aufwertung Hand in Hand gehen können.
Mehr zur Aktion „Insektenvesper“:heilbronn.de/insektenvesper
3. Charlottenburg-Wilmersdorf: Heimische Wildstauden aus Eigenproduktion
Seit 2021 ist Charlottenburg-Wilmersdorf Kooperationspartner und nimmt dabei eine bundesweite Vorreiterrolle ein: Als laut eigenen Angaben erste Kommune Deutschlands produziert der Bezirk heimische Wildstauden in eigener Regie. In der bezirkseigenen Gärtnerei in Grunewald werden auf Gewächshaus- und Freilandflächen gebietseigene Arten aus TGTA-Saatgut herangezogen – darunter Moschusmalve, Echtes Labkraut oder Ähriger Ehrenpreis.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In den letzten Jahren wurden jährlich tausende Wildstauden verkauft oder weitergegeben. Damit leistet der Bezirk nicht nur einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt im öffentlichen Raum, sondern trägt das Thema Artenvielfalt aktiv in die Stadtgesellschaft.
Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger betonte bereits 2021:
„Wir möchten als Bezirk beispielhaft vorangehen und die Wildstauden selber produzieren. Künftig wird die Pflanzengestaltung auf den bezirkseigenen Grünflächen noch stärker insektenfreundlich ausgerichtet werden.“
Ein enger Schulterschluss zwischen Umwelt- und Naturschutzamt sowie dem Fachbereich Grünflächen macht das Projekt möglich – ein gelungenes Beispiel für kommunales Engagement für die Artenvielfalt.
In der gemeinsamen Aktion „Mähfreier Mai“ rufen die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft, „Tausende Gärten – Tausende Arten“, die Gartenakademien Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie viele weitere Initiativen und Verbände dazu auf, Rasenflächen im Mai möglichst nicht zu mähen – für mehr Artenvielfalt und ein besseres Mikroklima. Die Idee stammt aus Großbritannien, wo der „No Mow May“ schon seit Jahren erfolgreich umgesetzt wird.
Auch die Stadt Konstanz macht mit: Die Technischen Betriebe Konstanz (TBK) mähten im Mai viele Wiesen- und Grünflächen nur noch schonend und in größeren Abständen. Das Ziel: mehr Lebensraum für Wildpflanzen wie Wiesen-Margeriten, Wiesen-Salbei oder Wilde Möhre und bessere Bedingungen für Insekten, Vögel und Bodenorganismen.
Stark genutzte Flächen – wie Sportanlagen, Kitas oder Straßenränder mit Sichtachsen – wurden aus Sicherheits- und Nutzungsgründen weiterhin regelmäßig gepflegt. Dennoch zeigt Konstanz mit der Teilnahme: Schon kleine Schritte können große Wirkung entfalten, wenn es um Biodiversität im urbanen Raum geht.
Diese Beispiele zeigen: Kommunen können auf vielfältige Weise aktiv werden, wenn sie Biodiversität zur Gemeinschaftsaufgabe machen – mit Beteiligung der Bürgerschaft, engagierten Grünflächenämtern und dem passenden Saatgut heimischer Wildpflanzen. Wir freuen uns über jede Stadt und jeden Bezirk, der mitmacht.
Sie möchten Ihre Kommune für eine Kooperation mit Tausende Gärten – Tausende Arten gewinnen? Schreiben Sie uns oder informieren Sie sich unterwww.tausende-gaerten.de.
Sie interessieren sich für Neuigkeiten aus dem Projekt “Tausende Gärten – Tausende Arten”? Dann sind Sie hier richtig. In unseren News berichten wir auch Interessantes zum Thema Naturgarten, kündigen Termine und Schulungsangebote an oder stellen neue Kampagnenmaterialien vor. Viel Spaß beim Lesen!
„Tausende Gärten – Tausende Arten“ wird durchgeführt von:
Kooperationspartner:
Gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie durch die Berliner Sparkasse und den Eigenheimerverband Deutschland e.V.
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