20
Mar
2024

Ein Jahr „Wildrausch“: Sylvias Wildblumen-Balkon


Lieblingssitzplatz, Wildbienenkita, Eichhörnchenausguck –  all das ist die Loggia von Sylvia Meise im Frankfurter Süden. Seit letztem Frühling sind im 5. Stock die Wildpflanzen eingezogen und mit ihnen Wildbienen, Falter und mehr.  

Sylvia Meise ist freie Journalistin und Blog-Autorin und hat im vergangenen Jahr für die Zeitschrift „Schrot und Korn“ über naturnahes Gärtnern berichtet. Die Recherche hat so viel Spaß gemacht, dass sie Lust bekommen hat, auf Ihrem Balkon selbst loszulegen. Vergangenes Jahr im März hat sie unsere Saatguttütchen gesät und was sie beim Warten auf die ersten kleinen Wildpflanzen alles gelernt und beobachtet hat, macht Lust, selbst zu Blumenkasten und Gartenschaufel zu greifen.

 Sylvia auf ihrem Balkon
 Sylvia auf ihrem Balkon

Hier kommt Sylvias Bericht:

Richtig los ging es letztes Jahr im März. Nachdem die Artikel zum Thema naturnahes Gärtnern geschrieben waren, lagen auf meinem Schreibtisch noch Pflanzenlisten, Bücher mit vielen tollen Anregungen und sogar Samentütchen vom Wildpflanzenprojekt „Tausende Gärten - Tausende Arten“ (TGTA). Höchste Zeit, aktiv zu werden, und selbst in der Erde zu wühlen!

Ganz einfach: Aussäen und warten Für das Startsubstrat mischte ich torffreie Bio-Erde mit Sand im Verhältnis 1:1, streuselte eine Prise Samen drauf und drückte alles mit einem Stück Holz platt. Nächster Schritt: Warten. Geduld gehört dazu, sagt Ernst Rieger, der Grand Seigneur der Wildblumensaatgutvermehrung, in dessen Firma die Samen für meine Prise gemischt worden waren. Und diesen Merksatz habe ich auch von ihm: „Man muss den Blumen guten Morgen sagen und guten Abend.“

Genau. Mit den Blumen reden, das hab ich früher schon gemacht, und jetzt bei den Wilden erst recht: Jeden Morgen habe ich geschaut, ob die Keimblätter schon einen Millimeter dicker und größer waren. Weil meine Freunde und Gartenhelfer Familie Eichhörnchen, nicht drin rumbuddeln sollten, deckte ich das Ganze mit Hasendraht ab – und lachte mich scheckig, als eines morgens Mama Eichhörnchen unterm Draht herumpruschelte.

[Galerie]

Im Wildrausch

Vor dem Aussäen hatten wir ausgerechnet, wie viele Samen unsere Kästen wohl vertragen würden. Mehr als eine Prise aus dem Päckchen mit 45 Arten war substratmäßig nicht drin. Welche ich da nun zwischen die Finger und in die Erde gekriegt habe??! Keine Ahnung – eine kleine Wundertüte! Beim Warten spukten mir neue Pläne durch den Kopf. Anregungen aus dem Interview mit Reinhard Witt, plus der Blumenliste, die Ernst Rieger für Fledermäuse und Nachtfalter ausgegeben hatte. Ich dachte: Möchte ich auch haben – darunter etwa Nachtkerze oder weiße Lichtnelke. Im April bin ich zur nächstliegenden Wildstaudengärtnerei nach Hattersheim gefahren. Ich war ein bisschen zu früh dran, es waren noch nicht viele Wildstauden im Verkauf. So habe ich nur die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) und die Küchenschelle mitgenommen.

Zum Glück waren Nachtkerzensamen auch Teil der Wildblütenmischung, sie sind allerdings zweijährige Pflanzen. Im Herbst habe ich kapiert, dass aus den langsam wachsenden und mir unbekannten Rosetten 2024 Nachtkerzen werden wollen!

Wundertüte – was wächst denn da?

In Sachen Schönheit müssen sich die Wilden, wie die rundblättrige Glockenblume, Felsensteinkraut oder Moschusmalve nicht verstecken. Manchmal entdeckte ich sogar im Dunkeln Neues. Als es heiß war und Abkühlung nur nachts auf dem Balkon zu finden, sah ich auf einmal: Da blüht eine kleine Lichtnelke! Ganz vorne im Kasten, halb so groß wie meine Hand. Hatte mich schon gewundert über die bauchigen Blütenhüllen, über denen nie eine Blüte zu sehen war. Nachts also gings da ab. Wie der Name sagt: Silene nocturnis!

Gleichzeitig wollte in einem anderen Kasten jemand ganz hoch hinaus. Pfiff auf Substratmenge, Standort und ähnliches Gedöns und schwang sich empor. Wer war sie? Bisschen bocksbartmäßig, stark, aber doch aber fein behaart. Mit Mal trieb sie eine Blütenknospe! Länglich spitz zulaufend. Bocksbart war doch derber, oder? Dann prügelte ein Sturm uns durch. Oh weh! Die gesäten Wilden hingen durcheinander. Sind in meinen Kästen im 5. Stock halt zarter als auf Feld oder Wiese. Also schnell her mit den Ahornwurzelstielen, die ich für solche Fälle aufbewahre, und den verkleideten Bocksbart gestützt. Die Ausgebuddelten und Vorgezogenen dagegen haute so leicht nichts um – die Glockenblumen etwa hielten tapfer gegen, die breitblättrige Lichtnelke auch.


Noch dreimal schlafen und sie blüht

Nach dem Sturm fragte ich die App Flora incognita, nach der Hochstrebenden. Die Antwort kam ohne Zögern: Kornrade, 99 Prozent. Wow. Vorher nie gesehen. Ich vermerkte sie sofort auf meiner mittlerweile auf rund 55 Arten angewachsenen Balkonpflanzenliste. Noch dreimal schlafen, dann blühte sie. Endlich. Endzückend! Als ihr neuer Fan fand ich schade, dass in meiner Prise Saatgut, nur ein Kornradenkörnchen drin war. Ich lunste zum Balkon von Nachbarin Helene, zwei Stock tiefer, der ich ein TGTA-Tütchen geschenkt hatte. Bei ihr waren zwei Konrädchen aufgegangen. Noch sehr klein. Aber sie hatte auch später gesät – und ihr Substrat eher ackerig gehalten.

Von Null auf 55 – die Pflanzenliste

Wenn ich zurückblicke, fällt mir ein: Am Anfang, beim Einzug vor 34 Jahren, war hier noch kein Grün nirgends. Der gesamte Gebäudekomplex ein Neubau und noch recht unbelebt. Schaute man vom Balkon runter sah man auf spitzige Schösslinge, die mal eine Hecke werden sollten. Kurz: Ein echt urbaner Ausblick. Fledermäuse, Mäuse und Eichhörnchen, Tauben, Gartenbaumläufer, Rotschwänzchen, Taubenschwänzchen, Wespen, Rosenkäfer, Falter, Wanzen, Wildbienen – sie alle kamen erst viel später. Die Bienenfangende Knotenwespe hat in den von fortgeschrittenen Naturgärtnern geschmähten Geranien ihre Nester angelegt. Letzten Sommer habe ich sie erstmals beobachten können, wie sie Löcher grub und Proviant für ihren Nachwuchs hineinschaffte.

Apropos Beobachtungen: Ein Highlight war die Häutung einer Langfühlerschrecke am Rosmarin. Ein anderes der Anflug der Glockenblumen-Scherenbiene. Nur wegen ihr hatte ich die Pfirsichblättrige Glockenblume erstanden. Es war unfassbar: Sie kam sofort angeflogen, als sich die blauen Blüten öffneten. Während deren Blühpause nahm die Spezialistin mit der Moschusmalve vorlieb – ganz nach Lehrbuch. Schließlich ergatterte ich noch eine Flockenblume und stellte sie auf den Tisch, was sofort wieder andere Wildbienen anzog.

Blog Meise&Meise

Hier berichtet Sylvia Meise über ihren Balkon und das, was sie bewegt. www.meiseundmeise-blog.de

Was wure gesät und gepflanzt?

Samentüte: Initiative „Tausend Gärten Tausend Arten“ (TGTA) Wildblüten für Garten und Balkon, Saatgutmischung echt heimischer Wildpflanzen Herkunftsregion: Deutschland West www.tausende-gaerten.de / Direkt zur Artenliste

Wildstauden: Demeter-Schlockerhof, Hattersheim und Gärtnerei Klumpen, Frankfurt

Artenliste (verschenkte Pflanzen sind durchgestrichen)

Vergangene Termine:

Frühlingsfest der Gärtnerei Wildblüten bei Berlin
Beim Mähfreien Mai mitmachen!
Pflanzaktionen für Kitas und soziale Projekte
Wettbewerb „Deutschland summt!“ startet
Pflanzpläne für Schatten, Sonne und den Rasen
Wilde Jungpflanzen für ganz Deutschland
Wie lege ich eine Wildblumenwiese an?
Tipps aus Tinas Naturkleingarten
Weiterbildungen zu Biodiversität und Wildstauden
Mitmachen – Garten, Balkon oder Grünfläche prämieren lassen
Ein Jahr „Wildrausch“: Sylvias Wildblumen-Balkon
Speyer macht mit
Ideenwettbewerb für Kleingärten – herzlichen Glückwunsch!
Veranstaltung in Großbeeren: Mehr Biodiversität mit heimischen Wildpflanzen
Ideen einreichen
Wildpflanzen-Kinderstube
Tierheim Uhlenkrog in Kiel
Gewinnerin Insektenchallenge
Naturgartenplaner für den Winter
Balkon und Garten prämieren lassen
Naturnahe Parzelle mit Wow-Effekt
Ideenwettbewerb für Schrebergärten
Naturnahe Friedhöfe
Wilde Weihnachtsgeschenke
Hirschkäfer Luca
Tipps für Herbst und Winter
Pflanzwettbwerb „Deutschland summt!“
Mit Eichhörnchen Winni auf Streifzug
Der andere Behördengarten
Wildbienenparadies „Beefugium“
Das beste Insektenhotel der Welt
Erntezeit beim Wildpflanzensaatgut
Flatterhafte Schönheiten und die Gewinner*innen
Wer sichtet Igel und Maulwurf?
Mitmachidee Ahnataler Wildblumengarten
Ideenwettbewerb Kleingärten
Gärtnerei Hüskes organisiert kostenlosen Online-Kongress
TGTA erklärt wie naturnahes Gärtnern geht
Pflanzenteam Zauberpflanzen
Naturnahes Grün vor der Haustür
Neu an Bord: WildLand und die „Lebendige Stadtgärtnerei“
rbb Gartenzeit besucht Gärtnerei Wildblüten
Ideenwettbewerb für Kleingärten
Die Hitzehelden
Flatterhafte Schönheiten
Wildstauden, Wildobst, Wildkräuter und noch viel mehr
Wettbewerb „Mähfreier Mai“
Auf Tour für "Tausende Gärten – Tausende Arten“
Mitmachen bei der Insektenchallenge
Wettbewerb Naturnahe Gärten in Elsdorf
Unsere sechs Pflanzenteams - zum Auftakt die „Sonnenanbeter“
Gold für das Wildpflanzenbeet am Monbijou-Platz in Berlin-Mitte
Auf geht’s: Naturnahe Gärten prämieren lassen
Mitmachidee: Naschgarten und Bienenbuffet in Neuss
Sparkasse Berlin fördert Projekt „Wildwuchs“- für Kitas
Libellendisco, Eidechsenarena und viel mehr
Glühwürmchen-Larven mögen Schneckeneier
Kleine Wilde für Garten und Balkon
Mähfreier Mai – Jede Blüte zählt
Pflanz mich – Wildstauden für den Frühling
Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb
Wildpflanzen vom Niederrhein
„Sonniger Saum für Schmetterlinge“
Interview mit Klaus Umbach von der Gärtnerei Umbach
Hier summt’s - Wildstauden und Insektenbiotope im Süden
Die Geschichte von Fridolin und Frida
Insektenfreude – mit regionalen Wildpflanzen
Maximal Grün mit heimischen Wildstauden
Wie kann ich meinen Garten oder Balkon prämieren lassen?
Druckfrisch
Endlich wieder Aussaatzeit
Gut geplant ist halb gewonnen
Naturgartenplaner
Unsere Gewinner der Insekten-Challenge
Wildpflanzenbeet in Kaarst gewinnt Klimaschutzpreis
Pflanzenmärchen
Mein virtueller Garten – die gardify®-App
TGTA-Saatgut bei Manufactum
Unser Memo-Spiel
Nominierung zum Planet Hero
Mitmachidee: Blühender Campus und Preis für wilde Vorgärten
Bezirksgärtnerei produziert und verschenkt Wildstauden
„Tausende Gärten- Tausende Arten“ im Fernsehen
Wilde Blüten für den Frühling
Für die Augen und die Ohren
Mitmachen: Deutsche Aktionstage Nachhaltigkeit
Wildbienenwelt
Oasen für die Vielfalt
Neu: Zaungespräche
Lernort Monbijou-Platz
Mitmachidee: Baumscheiben-Patenschaften
Wilde Ausflugstipps
Deutscher Naturschutztag
Hitzehelden
Kehrig summt
Silberschatz in Elsterwerda
Mach mit: Selbstgezogene Wildstauden und Kiezcafé
Gärtnerei Umbach empfiehlt heimische Wildpflanzen
„Kommunen für biologische Vielfalt“ feiern Geburtstag
SPIR STAR AG erntet „Silber“ für naturnahes Firmengelände
Kräuter für Kitas und Schulklassen
Mach mit: Saatgutautomat
Insektenschutz-Challenge
Drei Quadratmeter für die Artenvielfalt
Kaarst pflanzt ein Wildpflanzenbeet mit TGTA-Stauden
Mitmachen beim Mähfreien Mai
Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen“
Raus in die Natur: WDR empfiehlt Schaugarten in Wachtberg
Wildstauden selber ziehen
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Heilbronn lädt zum #Insektenvesper
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Ausflugtipp: Gartenregion RheinMain
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SWR berichtet über Gold-Naturgarten in Mölschbach
Artenreiche Dörfer und Städte
Buchtipp: Kleiner Garten naturnah
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Commitment to biodiversity: The "Thousands of Gardens - Thousands of Species" campaign and its goals
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Buch-Tipp: Tiere pflanzen
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Wie plane ich meinen Naturgarten?
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Workshop für Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner
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Wildblüten in den Startlöchern
Gemeinsam insektenfreundlich gärtnern - Machen Sie mit!
Gemeinsam für mehr biologische Vielfalt
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„Tausende Gärten – Tausende Arten“ wird durchgeführt von:

Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. WILA - Wissenschaftsladen Bonn tippingpoints - agentur für nachhaltige kommunikation

Kooperationspartner:

NaturGarten e.V. Verband deutscher Wildsamen und Wildpflanzenproduzenten Heinz Sielmann Stiftung
Sparkasse Berlin Eigenheimverband Deutschland e.V.

Gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie durch die Berlin Immo Invest Gruppe, die Berliner Sparkasse und den Eigenheimerverband Deutschland e.V.