Naturnahe Friedhöfe
Gerade im November denken wir an unsere Lieben, die nicht mehr da sind und besuchen ihre Gräber. Wie wäre es, wenn wir die Gräber mit Wildstauden bepflanzen? Auf den ersten Blick ist es vielleicht etwas ungewöhnlich. Aber auch Friedhöfe können kleine Biotope und Artenschutzgebiete sein. Mitten in der Stadt sind Friedhöfe grüne, oft sehr ruhige Inseln. Die alten Bäume bieten Vögeln, Fledermäusen und vielen Insekten Lebensraum. Nachts ist es dunkel, kein künstliches Licht stört Fledermäuse oder andere Tiere. Die Grünflächen oder Säume entlang von Hecken können mit Wildblumensaatgut naturnah gestaltet werden, aber auch Gräber können mit Wildstauden oder Wildblumensaatgut zu kleinen Mini-Biotopen werden.
Viele unserer mehr als 20 heimischen Fledermausarten sind in ihrem Bestand bedroht und gefährdet, wie die Große und Kleine Hufeisennase oder die Mopsfledermaus. Fledermäuse verspeisen Insekten und wenn Insekten zurückgehen, finden sie keine Nahrung mehr.
Eine Grabbepflanzung mit Wildstauden?
Ja, Wildstauden eignen sich wunderbar für die Grabgestaltung. Für ein sonniges Grab sind zum Beispiel die Kartäuser-Nelke, Wiesen-Flockenblume oder die Taubenskabiose, Wollziest und Wiesensalbei gut geeignet. Für halbschattige Beete bieten sich die Frühlings-Platterbse, die leicht nach Aprikosen duftende Wiesen-Schlüsselblume, Akelei oder die nesselblättrige Glockenblume an. Und da die Wildstauden robust sind und auch mit Trockenheit gut zurechtkommen, sind sie eigentlich ideale Pflanzen für Grabstätten und locken viel Besuch von heimischen Insekten an.
Mit unserem Pflanzenfilter und den sechs Teams für unterschiedliche Standorte lässt sich leicht die passende Wildstaude finden.
Sigrid Tinz hat ein sehr lesenswertes Buch über naturnahe Friedhöfe geschrieben. „Der Friedhof lebt!“ lautet passenderweise der Titel. Ein Wunsch verbindet uns: Naturnah gestaltete Gräber sind so viel schöner als Schottergräber und Grabplatten.
Nach und nach entdecken Städte und Gemeinden das Potential, das in Friedhöfen für die Natur steckt. Mancherorts gründen sich Initiativen, die Friedhöfe zu einem neuen Leben erwecken. In Berlin setzen sich u.a. die „Prinzessesinnengärten“ für artenreiche Friedhöfe ein, die auch zu einem Ort der Begegnung werden können.
Anregungen:
- Der Verein „Die Summer“ aus Bayreuth, der wie „Tausende Gärten – Tausende Arten“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird, hat im Frühling 2023 eine Initiative zur Bepflanzung von Gräbern mit Wildpflanzen gestartet. Ein Bericht zum Nachlesen aus der Lokalzeitung „Kurier“
- Sigrid Tinz: Der Friedhof lebt! – pala-verlag, Darmstadt ISBN 978-3-89566-413-7
- Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: Friedhöfe als Hotspots biologischer Vielfalt
- Berliner Initiative „Prinzessinnengärten“
Kultur-Friedhof
- Stiftung für Mensch und Umwelt: Neues Leben auf Berliner Urnenfriedhof