Lernort Monbijou-Platz
Welche Wildpflanzen eigenen sich für Staudenrabatten? Was ist das Besondere am Gärtnern mit Wildpflanzen? Wie lege ich naturnahe Lebensräume an? Das will gelernt sein. Bislang war für naturnahes Gärtnern kein oder nur ganz wenig Platz im Lehrplan der künftigen Garten- und Landschaftsbauer. Das soll sich nach und nach ändern. Deshalb unterstützt die „Bildungsstiftung Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau“ das Projekt Tausende Gärten – Tausende Arten.
Das Wildpflanzenbeet am Monbijouplatz in Berlin-Mitte ist auch ein Lernort für Auszubildende des Grünflächenamts Berlin-Mitte und interessierter GaLaBau Betriebe.
Gartengestalterin Luise Blank, die die Pflanzplanung durchgeführt hat, erklärt ihnen, was sie bei der Anlage und Pflege eines naturnahen Beetes wissen müssen. Sie weiß, welche Wildpflanzen welchen Standort brauchen und wie sich aus vielen hundert Pflanzen ein harmonisches Gesamtbild zaubern lässt. „Die Strukturierung der Gesamtfläche durch Stahlringe ermöglicht in den einzelnen Ringbeeten Pflanzenkombinationen für unterschiedliche Standortansprüche mit unterschiedlichen Substraten. So können wir am Monbijouplatz mit trockener Hitze im Sommer, Gebäudeschatten in der Übergangszeit und zugigem Wind ausprobieren, welche Pflanzenkombinationen optisch überzeugen, sich gut etablieren und auch den gewünschten Insektenbesuch zeigen“, so Luise Blank.
In den Unterrichtseinheiten geht es um die Förderung der Artenvielfalt durch einheimische Wildpflanzen und die auf sie angewiesenen tierischen Besucher sowie die Lebensräume, die sie benötigen um ihre Population zu sichern. Dies wird alles unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet, da für solche Pflanzungen im öffentlichen Grün die Akzeptanz der Bevölkerung entscheidend ist. Es geht auch darum, wie die Pflanzungen konzipiert sein müssen, damit sie klimaresilient sind und mit Hitze und Wasserknappheit zurechtkommen. Die Pflegelehrgänge ermöglichen die vertiefende Theorie durch die Praxis vor Ort und die angehenden Gärtner:innen lernen, wie wichtig das Verständnis der Zusammenhänge und die Kenntnis über Pflanzen und ihre Lebensgemeinschaften ist, damit sie bei der Pflege die richtigen Entscheidungen z. B. darüber treffen, ob ein Rückschnitt sinnvoll ist oder nicht, welche Sämlinge geschont und welche gejätet werden sollten. Welche Pflanze welche Insekten anlockt, konnte dabei vor Ort beobachtet werden.
Was wünschen sich die Nachwuchskräfte?
„Ich habe viele neue Pflanzen kennengelernt und kann mir auf jeden Fall vorstellen, in Zukunft naturnahe Gärten zu planen und anzulegen“, erzählt die 23 Jahre alte Lisa Untermarzoner. Sie hat gelernt wie sie mit Totholz und Steinen Lebensräume schaffen kann und ist von der Artenvielfalt der naturnahen Gärten begeistert. Sie absolviert im dritten Jahr ein duales Studium in Garten- und Landschaftsbau an der Beuth-Hochschule Berlin. Ihr Ausbildungsbetrieb, die neitzel und Sohn Garten- und Landschschaftsbau GmbH legt vor allen Dingen Grünflächen von Wohnungsgenossenschaften an. Statt tristem kurzgeschorenen Rasen, setzen einige Wohnungsbaugenossenschaften jetzt zum Glück auf Blühstreifen und Wildblumenwiesen.
Lukas Prinz ist 22 Jahre alt. Er absolviert wie Lisa ein duales Studium.
Seine Ausbildung hat er bei der Firma fehmer-Gartenbau in Falkensee in Brandenburg gemacht. „Es war interessant sich über das Wuchsverhalten und die Pflege der einzelnen Arten direkt auf der Pflanzfläche auszutauschen. Hierfür ist in der Praxis sonst keine Zeit“, findet er. „Naturnahe Grünflächen bringen aus meiner Sicht eine ganz eigene Ästhetik mit sich, die gerade im urbanen Raum sehr attraktiv aussehen kann. Zudem eignen sich naturnahe Pflanzungen gut, um die Biodiversität zu sichern. Als begrünte und unversiegelte Fläche im Stadtraum helfen naturnahe Gärten natürlich auch, stadtklimatische Effekte zu mildern. Als Teil der grünen Branche möchte ich deshalb, dass es zukünftig mehr davon gibt.“
Möglich gemacht hat die Unterrichtseinheiten die „Bildungsstiftung Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau“. Die Stiftung hat diese Saison den Ausbildungsblog zum naturnahen Gärtnern finanziert.
Zur Entstehung des Wildpflanzenschaubeetes:
Die Idee zum Wildpflanzenbeet am Monbijouplatz in Berlin-Mitte hatte die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft. Die Umgestaltung finanziert hat das Bezirksamt Berlin-Mitte. Mit der gemeinsamen Aktion wollen das Bezirksamt Mitte, die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. (DGG), der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) und die „Bildungsstiftung Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau“ Bürgerinnen und Bürgern Lust machen, ihre Gärten und Balkone naturnah zu gestalten.
Mehr über das Beet am Monbijouplatz: